Eltern und Erzieher verzweifeln zusehends an den Regelungen der Landesregierung…

Hier ein Beispiel aus Göttingen:

Beschwerdebrief Landesregierung

Sehr geehrter Herr Weil, sehr geehrter Herr Tonne,
ich würde Ihnen gerne einmal schildern, was Ihre Entscheidungen bezüglich des freiwilligen Fernbleibens vom Schulunterricht beziehungsweise des Besuchs in der Kita für Auswirkungen haben:
Wir haben in den letzten beiden Tagen nach der für mich eindeutigen Pressekonferenz am Sonntag und der anschließenden Aufweichungen der Regelungen einiger Landesregierungen folgende Sätze von Eltern am Tor der Kita gehört:
„Nö, das geht nicht! Ich habe noch einen wichtigen Termin!“
„Also, wir müssen arbeiten, das ist euch doch wohl klar!?“
„Wir bleiben bis zum Schluss, was glaubt ihr denn!?“
„Da muss ich erst meine Frau fragen, wir zahlen schließlich 800 Euro für den Platz!“
„Man muss ja nicht jeden Quatsch der Regierung mitmachen! Es ist ja alles freiwillig!“
Wenn man diese Sätze hört, die vollen Kita-/Krippengruppen und Schulklassen in den letzten Tagen sieht (teilweise immer noch 9-11 Krippenkinder von 15) und dann die heutigen Zahlen liest mit 27728 Neuinfektionen und 952 Todesfällen, dann wird einem regelrecht mulmig zumute! Zumal es in Kitas dieser Tage zahlreiche positive Coronafälle unter Mitarbeitern, Praktikanten und Eltern gibt, die es aber meist nicht in die Medien schaffen, weil die Kitas immer noch die Rolle als Stiefkind der Bildung haben und in Zeitungen und digitalen Medien nur am Rande erwähnt werden, wenn überhaupt. Da zeigt auch die einseitige Berichterstattung, wie wenig Wertschätzung die Berufe in Kitas immer noch nur bekommen.
Und wissen Sie was? Man kann den Eltern in keiner Weise einen Vorwurf machen! Denn die sitzen mit uns Erziehern*Innen und Lehrern*Innen im selben Boot. Denn sowohl die Eltern als auch wir fühlen uns mit der Entscheidung der Landesregierung mit freiwilliger Organisation der Kinderbetreuung von Ihnen allein gelassen! Die Verantwortung wurde an uns und die Eltern abgewälzt und wir dürfen es in zahlreichen Diskussionen am Kitazaun ausbaden.
Nun nimmt also nicht die Landesregierung das Krisenmanagement zur Pandemiebekämpfung in die Hand, wie in der Pressekonferenz am Sonntag vom Bund versprochen, sondern bittet uns zum absoluten Eiertanz. Wir sollen also für die Politik Entscheidungen treffen, die diese nicht den Mut hat selbst zu treffen. Wir sollen also für die Politik an die Eltern appellieren! Aber was ist ein Appell? Laut Wikipedia schwankt der Appell in der Linguistik zwischen Aufforderung, Bitte, Befehl und Überredung. Na danke schön!! Sollen wir die Eltern jetzt überreden? Sollen wir sie bitten? Ach nein, in der Pressekonferenz hieß es ja eindringlich appellieren, also doch etwas fordernder? Sollen wir jetzt entscheiden, wer systemrelevant ist, wer Not hat, wer arbeiten muss oder noch irgendwelche wichtigen Termine hat?? Jetzt sind wir also fürs Krisenmanagement der Regierung verantwortlich? Die Befugnisse stehen uns gar nicht zu und wir wollen sie auch nicht haben! Davon abgesehen, dass wir nicht das dafür vorgesehene Gehalt bekommen.
Wir möchten damit verdeutlichen, dass wir mit den Diskussionen mit den Eltern und dem Unmut, der uns entgegenschlägt, in eine unangenehme Situation gedrängt werden, für die das uneindeutige Rumgemache der Landesregierung verantwortlich ist!
So sieht für uns keine Notbremse aus, um die Zahlen zu stoppen und macht aus einer eindeutigen Pressekonferenz mit hartem Lockdown plötzlich wieder einen weichgespülten und für Unmut
sorgenden Flickenteppich der Länderpolitik! Also wieder keine eindeutigen und klaren Regelungen für uns alle!
Auch wenn die Zahlen in Niedersachsen vielleicht noch nicht so hoch sind wie in anderen Bundesländern, sollen wir warten, bis wir uns angleichen, wenn wir aus der Bundesentscheidung ausscheren?
Wir Erzieher*Innen stehen übrigens immer irgendwo zwischen politischen Entscheidungen, Bedürfnissen und Lebenssituationen der Familien und unserem eigenen Gesundheitsschutz, welcher im Übrigen in der frühkindlichen Bildung, in der Masken und Mindestabstände utopisch sind, immer an der Grenze zur absoluten Fragilität schabt. Auch wir Erzieher*Innen haben Risikopatienten in unseren Familien! Auch wir haben Kinder, die wir zu Hause lassen sollen/müssen/dürfen und die zu betreuen sind! Auch wir haben eventuelle unterschiedliche Meinungen gegenüber hartem Lockdown! Und das alles unter einen Hut zu bekommen, ist für Erzieher*Innen und Kitaleitungen eine große Kunst!
Auch ich bin im Übrigen ab heute mit Urlaub zu Hause, um zwei Schulkinder zu betreuen, da ich die Zahlen und die Verantwortung persönlich ernst nehme! Allerdings gibt es für uns ja noch keine Regelung für Urlaubstage, da ja das Fernbleiben vom Unterricht nicht behördlich klar angeordnet ist, sondern auf Freiwilligkeit basiert. Man hört heute aus dem Munde des Arbeitsministers Herrn Hubertus Heil, dass an einer Regelung „mit Hochdruck“ gearbeitet werde. Das fänd ich schön! Denn ich bin bereits „mit Hochdruck“ zu Hause in der Kinderbetreuung und nehme mir fleißig Urlaub!
Seien Sie mir nicht böse! Ich bin stolz darauf, Teil einer demokratischen Gesellschaft zu sein! Doch in dieser Situation der wichtigen Pandemiebekämpfung wird für mich die Achillesverse des Föderalismus offenbar! Man muss in einer Demokratie ja nicht jede Entscheidung mittragen oder gutheißen, doch wenn man so gar nicht weiß, was man machen soll, schwimmt man im großen Meer der Irritation und Hilflosigkeit!
Und da wirkt auch die aktuell nicht mehr wegzudenkende Abschiedsfloskel wie eine Farce: „Bleiben Sie gesund!“
Ich versuche es!
Mit freundlichen Grüßen,
Dennis Meiners (Erzieher, Krippenfachberater und Vater von zwei Bonuskindern aus Niedersachsen

Während Kämmerer Axel von der Ohe schon mal Beitragserhöhungen für Hannovers Eltern ankündigt, entlasten andere Kommunen wie Ganderkesee Eltern unaufgefordert.

Stellt euch vor, das wäre in Hannover möglich…

https://www.gemeindeganderkesee.de/aktuelles-details.html?&tx_ttnews%5BbackPid%5D=1905&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3297&cHash=1b13b8ff10ad2f9f2b1d594235270262

https://www.noz.de/lokales-dk/ganderkesee/artikel/2189230/wer-in-ganderkesee-kinder-aus-der-krippe-nimmt-bekommt-die-beitraege-zurueck

Regelungen für Sonderurlaub für Eltern enttäuschen auf ganzer Linie

Die Pressemitteilung der Bundeselternvertretung der Kinder in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege fasst die Beschlüsse zum Sonderurlaub für Eltern gut zusammen:

Bezahlter Sonderurlaubfür Kita-Elternsieht anders aus!                                  16. Dezember2020

Mit großer Enttäuschung haben wir als Bundeselternvertretung der Kinder in Kindertagesstätten und Kindertagespflege den heutigen Beschluss zur Änderung im Infektionsschutzgesetz (IfSG) zur Kenntnis genommen.Vorstandsmitglied Janine Herzberger findet hierzu deutliche Worte: „Wederder angekündigte bezahlte Sonderurlaub zur Entlastung von Familienmit Kita-Kindern, noch andere unterstützende Maßnahmen wurden beschlossen.“Für die Elternvon Kita-Kindernhat sich damit leider nichts geändert. Im Gegenteil, durch die nicht angeordneten Schließungen der Kitas,entfällt auch weiterhin der Entschädigungsanspruch bei Verdienstausfall. Die angekündigten zusätzlichen Urlaubstage hätten viele Familien gerne genutzt, um die Kontakte, wie von der Politik gefordert, zu reduzieren. Der bereits vorhandeneDruck auf Eltern von Kita-Kindern wurde somit nicht gemindert. Die Politik hat die Verantwortung erneut an die Eltern delegiert, sich zwischen Gesundheit und Arbeitsplatz zu entscheiden.Auch VorstandskollegeAxel Briege kann seine Enttäuschung nur schwer verbergen „Die nun gefundene Lösung ist ein Minimalkompromiss. Die bestehende große Koalition setzt sich aus zwei Partnern zusammen deren Gemeinsamkeiten offensichtlich woanders als in der Familienpolitik und der Unterstützung derselben liegen.“ Manhatte den Eltern einehübsch eingepackte Riesenkiste mit Schleife übergeben, welchesich beim Auspacken leider als Mogelpackung erwiesen hat.

Mit freundlichen Grüßen

Die Bundeselternsprecher*innen

Axel Briege Janine Herzberger Stéphane Lacalmette Katharina Queisser Dr. Asif Stöckel-Karim

PM 16.12.2020

Bundeselternvertretung der Kinderin Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege setzt sich für mehr Urlaubstage für Eltern ein

Die Bundeselternvertretung der Kinderin Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege hat eine Pressemeldung zur Unterstützung von Eltern herausgegeben.

201215 PM Zusatzurlaub 

Sprecht am besten euren Bundestagsabgeordneten an, was er*sie für euch tun kann, um diese Idee zu unterstützen!

Lockdown ab 16.12. Kitas bleiben offen, sollen aber nur im Notfall genutzt werden

Der Ministerpräsident bittet darum, alle Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Trotz allem bleiben die Kitas geöffnet, sie sollen aber nur im Notfall genutzt werden.

Der genaue Wortlaut der geltenden Regelung kann der angefügten Pressemitteilung entnommen werden:

Niedersächsisches Kultusministerium

Presseinformation vom 13.12.2020

Umsetzung der Bund-Länder-Beschlüsse im Bildungsbereich

Die Ergebnisse der heutigen Bund-Länder-Beratungen knüpfen im Bildungsbereich an die für Niedersachsen bereits vergangene Woche getroffenen Regelungen an: Die Präsenzpflicht im Schulbereich wird ausgesetzt, damit insbesondere durch eine Verringerung der Mobilität von Eltern, Kindern und Jugendlichen ein relevanter Beitrag zur allgemeinen Kontaktreduktion geleistet wird. Diese Regelung gilt bereits ab dem morgigen Montag und damit zwei Tage vor dem weitgehenden „Lockdown“ in anderen Lebensbereichen, wie Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne betont:

„Mit dieser Linie kann die Schule effektiv heruntergefahren werden. Es gilt die Botschaft: Alle, die zu Hause bleiben können, sollen auch zu Hause bleiben und dort lernen. Dafür reicht es, das Fernbleiben der Kinder formlos per Telefon, Mail oder auf Papier gegenüber der Schule anzuzeigen. Damit ab Mittwoch die Schulen dann weitestgehend leer sind, werden alle Tests, Klassenarbeiten und Klausuren ab Mittwoch abgesagt. Für Versetzungen oder Abschlüsse zwingend notwendige Arbeiten müssen verschoben werden.

Dessen unbenommen bleiben die Schulen für diejenigen geöffnet, die keine anderweitige Betreuungsmöglichkeit haben. Das ist eine schlanke Lösung, insbesondere für das Problem der Notbetreuung mit all ihren Nachteilen. Dass andere Länder diesen Weg nach uns auch beschritten sind, zeigt, dass das für die aktuelle Lage unter Abwägungen aller Faktoren die beste Regelung ist.

Bei den Kindertageseinrichtungen verfahren wir ähnlich wie im Schulbereich: Auch in den Krippen und Kitas sollen die Kontakte so weit wie möglich reduziert werden. Insbesondere durch die Verringerung der Mobilität durch das Wegfallen des Hinbringens und Abholens der Kinder kann ein entsprechender Beitrag geleistet werden.

Wir bitten daher: Wer es einrichten kann, soll seine Kinder zu Hause betreuen und so einen Beitrag zum Herunterfahren des öffentlichen Lebens leisten. Fahren Sie Ihre Kontakte herunter und beschränken sie sich auf das Allernotwendigste! Das gilt auch bei der Inanspruchnahme der Betreuungsangebote. Da es keine Kita-Pflicht gibt, können die Kinder einfach zu Hause bleiben.

Gleichwohl wissen wir, dass die Lage für Familien und insbesondere Alleinerziehende eine riesige Herausforderung ist. Daher bleiben auch die Kitas im Grundsatz geöffnet. Wer Not hat, kann seine Kinder in den Einrichtungen betreuen lassen. Dieser Weg ist einfacher für alle Beteiligten, als eine Notbetreuung zu organisieren. Hier würde sich sehr kurzfristig wieder die komplizierte Frage der Systemrelevanz von Berufsgruppen und sozialen Härtefällen stellen. Vor dem Hintergrund, dass die Kindertageseinrichtungen keine Hotspots sind, ist die freiwillige Regelung sehr gut vertretbar. Wir gehen davon aus, dass die Eltern in Niedersachsen sehr verantwortungsvolle Entscheidungen fällen und es ist zudem zu erwarten, dass die Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern durch entsprechende Homeoffice-Regelungen entsprechend flankieren.

Mir ist sehr bewusst, dass die kommenden Wochen für alle Beteiligten anstrengend werden. Ich bedanke mich im Namen der Landesregierung bei allen Beteiligten – bei den Lehrkräften, den Erzieherinnen und Erziehern, den Schul- und Kitaleitungen, den pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Sozialassistentinnen und Sozialassistenten, den Verwaltungskräften, den Eltern und Erziehungsberechtigten -im Voraus dafür, dass sie diese Herausforderung erneut erfolgreich stemmen werden. Und ich bedanke mich ausdrücklich bei den Kindern und Jugendlichen, die wieder vor eine große Probe gestellt werden. Denn:

Vor allem für viele Kinder und Jugendliche, die nun fast vier Wochen lang wieder deutlich weniger Kontakte mit ihren Freundinnen und Freunden haben dürfen, wird die kommende Zeit erneut sehr schwierig. Wir alle dürfen nicht vergessen, dass Kontakteinschränkungen gerade für junge Menschen eine enorme Belastung sind. Kinder brauchen Kontakt und Austausch, Nähe und soziale Interaktion. Der Wegfall von Sport im Verein, Musikunterricht, Kultur und Unterhaltung außerhalb der eigenen vier Wände kommen als Negativfaktoren dazu.

Wir sind daher gut beraten, achtsam mit den Kinder und Jugendlichen umzugehen und deren besondere Belange stärker in den Fokus zu rücken. Wir werden aus diesen Gründen unsere innerschulischen Beratungsangebote weiter stärken, aber auch die Schulpsychologie stärker für Eltern nutzbar machen, damit diese Tipps für den Umgang mit der anhaltend schwierigen Lage erhalten. Zudem möchten wir die Beteiligungsmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler ausbauen.

Und für uns alle gilt, dass wir die Einwendungen, Hinweise und Nöte der Kinder und Jugendlichen ernst nehmen und hinhören müssen. Ich werde daher meinen Austausch mit dem Landesschülerrat noch einmal deutlich ausbauen und auch alternative Formate des Dialogs entwickeln.

Die Kinder und Jugendlichen haben in der Krise ausgezeichnet mitgezogen und ihren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie geleistet. Auch bei ihnen sollten wir uns daher häufiger bedanken, denn ein Großteil der zwingend notwendigen Maßnahme beeinträchtig vor allem ihren Alltag und ihr Leben.“

Sebastian Schumacher

Niedersächsisches Kultusministerium

Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Pressesprecher

Hans-Böckler-Allee 5, 30173 Hannover